«MEIN WALD IST IN GUTEN HäNDEN»
Als Revierförster und Betriebsleiter hat Kari Henggeler für die Korporation Oberägeri über Jahrzehnte unverzichtbare Dienste geleistet. Diesen Sommer geht er in Pension.
Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Förster aus dem Ägerital nationale Berühmtheit erlangt. Für Kari Henggeler aber trifft das zu. Als Protagonist in mehreren Kino- bzw. Fernsehfilmen über das Flössen wurde er weit über den Korporationswald hinaus bekannt. «Mr. Flössen» nannte man ihn, der in seiner Karriere zehn imposante Holzflosse gebaut hatte; das erste im Alter von 21 Jahren.
Dabei waren das Reisten und Flössen nur zwei von unzähligen Tätigkeiten, für die Kari im Laufe der letzten Jahrzehnte verantwortlich war. Meist arbeitete er fernab von Publikum und Fernsehkamera - unaufgeregt, engagiert, fokussiert, im Stillen. Kari kümmerte sich mit grossem Engagement und Fachwissen um alle Aspekte, die eine professionelle Waldbewirtschaftung erfordern. Er plante Holzschläge, fällte Bäume, beschriftete Polter, bediente Kunden, organisierte Transporte, kümmerte sich um Maschinen, führte Personal, verhandelte mit Abnehmern, suchte Kompromisse mit unterschiedlichsten Interessengruppen und pflegte das Netzwerk mit den Ämtern des Kanton Zug. Kurz und gut: Er war präsent, wann immer seine Expertise gefragt war. Sein Motto: «Investieren in den Wald von morgen, denn in unserem Wald steckt viel Arbeit von unseren Vorgängern. Man muss nachhaltig wirtschaften.»
An die Substanz gingen heftige Naturereignisse und Stürme wie Vivian (1990) und Lothar (1999) sowie die Folgeschäden durch den Borkenkäfer. Aber auch umfangreiche Rutschungen und Überschwemmungen in den Jahren 2003 und 2005 hielten den Forstprofi auf Trab und erforderten maximalen Einsatz. Zu schaffen machte ihm der Preiszerfall beim Rundholz und natürlich der Klimawandel. «Öfters ist es zu heiss und zu trocken. Dann leidet der Wald, der Zuwachs geht zurück und die Nutzungsmenge reduziert sich», gibt er sich besorgt. Gleichzeitig, räumt er ein, verfüge der Wald über eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit und Regenerationskraft.
Schon als Bub half der kleine Kari beim Holzen, war begeistert vom vielfältigen Wald, von der Energie, aber auch von der Verletzlichkeit der Bäume und der Ruhe im Wald. Diese Faszination ist bis heute geblieben. Der Respekt und die Ehrfurcht vor der Natur waren prägend für seine Arbeit «im Holz». «Bei der Korporation Oberägeri konnte ich meinen Traumberuf ausüben», bilanziert Kari zufrieden, der auch erfolgreich an zahlreichen Holzerwettkämpfen teilnahm. Entsprechend fällt es ihm nicht ganz einfach, beruflich loszulassen. «Mein Wald ist aber in guten Händen», meint er erleichtert und verweist auf seinen Nachfolger Tobias Hausheer, den er als «Glücksfall» bezeichnet.
Langeweile ist ab dem 1. Juli 2025 nicht angesagt. Die Ambitionen mit dem Jagdhorn sind hoch. «Ich will noch besser werden.» Und auch als Pensionär wird Kari Henggeler weiterhin im Wald unterwegs sein. Zum Beispiel im Gütschwald bei Oberägeri, wo die wohl dickste Fichte des Ägeritals steht und imposante Bergahorne zu finden sind. «Bäume sind für mich wie alte Kameraden», sagt Henggeler und lacht verschmitzt.