PUBLIKATION

VAM Jahresbericht

ZUSAMMENARBEIT

Daniela Kienzler (Fotografie)

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

1.4.2013

FIRMEN ALS PARTNER ANBINDEN

 

RAV-Leiterin Manuela von Arx möchte den Kontakt zu Firmen intensivieren und dafür sorgen, dass Stellenlose noch schneller und besser in die Erwerbstätigkeit finden.

 

Als zwischen 1990 und 1994 die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz von 15 600 auf 180 000 stieg, die «Vollbeschäftigungsinsel» Schweiz endgültig der Vergangenheit angehörte und die Kantone 1996/97 vom Bund mit der Gründung von Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) beauftragt wurden, stand Manuela von Arx in den Startlöchern: nicht in Zug, aber in Regensdorf, wo sie sich auf ein Stelleninserat als RAV-Beraterin bewarb, «weil dies genau das war, was ich beruflich wollte».


Sie erhielt die Stelle, betreute je nach Arbeitsmarktlage zwischen 120 und 140 Stellensuchende, in Spitzenzeiten sogar bis zu 180 und führte pro Tag bis zu zehn Beratungsgespräche. Insgesamt verfügt die 44-Jährige über eine 15-jährige Erfahrung in der Beratung von Erwerbslosen und hat viel Pionierarbeit im Aufbau der RAV in der Region Zürich geleistet. Dies kommt ihr jetzt als neue Leiterin des RAV Zug im Hertizentrum 6 zugute.


Obwohl erst seit August 2012 in dieser Position, fällt es ihr nicht schwer, einige Vorzüge zu nennen, die das RAV Zug ausmachen, nebst den übersichtlichen und gut vernetzten Strukturen. So schätzt sie den engen Draht zur Volkswirtschaftsdirektion, insbesondere zum Amt für Wirtschaft und Arbeit und rühmt den professionellen Austausch mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in Bern. Beeindruckt haben sie auch das attraktive Kurswesen, das den RAV-Klienten zur Verfügung steht, und die hohe Kompetenz, mit welcher ihr Arbeitgeber, der Verein für Arbeitsmarktmassnahmen VAM, ausgestattet ist.

 

Der Kanton Zürich, betont von Arx, betreibe 16 RAVs, der Kanton Zug ein einziges. «Ich empfinde das als grossen Vorteil. Projekte bleiben nicht als Makulatur in einer Schreibtischschublade liegen. Die Kommunikation ist schneller und einfacher. Hier kennen sich die wichtigsten Akteure persönlich und sind sich auch geografisch nah. Steht beispielsweise eine Änderung im Arbeitslosenversicherungsgesetz an und muss in der Folge eine Schulung der Mitarbeitenden durchgeführt werden, passiert dies innert nützlicher Frist.» Diese Dynamik wirke sich indirekt positiv auf die Situation der Stellensuchenden aus.


Einen Schwerpunkt legt Manuela von Arx gegenwärtig in die Intensivierung der Arbeitgeberkontakte. Inspiriert dazu wurde sie vom Kanton Aargau, der mit den regionalen Firmen eng zusammenarbeitet und diesen aufzeigt, wie über das RAV offene Stellen besetzt werden können. Manuela von Arx denkt hier nicht nur an Firmen aus dem Bereich Bau und Industrie, sondern auch an die Gastronomie, das Banken- und Versicherungswesen oder den Verkauf. Ziel sei es, dass jeder Arbeitgeber im Kanton Zug dem RAV seine offenen Stellen melde. Mit akuell rund 2300 Stellenlosen präsentiert sich die Arbeitsmarktsituation im Kanton Zug relativ gut. Somit steht der schweizerischen Arbeitslosenquote von 3,3% die einiges tiefer liegende Zuger Quote von 2,0% (Stand Anfang 2013) gegenüber. Der Kanton Zug, so Manuela von Arx, sei tatsächlich gut positioniert, das zeige sich auch an den offenen Stellen, die fortlaufend gemeldet würden. Trotzdem sei es im Laufe der letzten Monate zu Massenentlassungen gekommen. Sobald die Entlassungen ausgesprochen beziehungsweise die Betriebsschliessungen angekündigt sind, gehen die RAV-Experten vor Ort und klären die Betroffenen über ihre Rechte und Pflichten auf.


Zum Schluss führt Manuela von Arx die Besucherin durch alle RAV-Büros und erzählt, dass sie erst auf Umwegen zu den Human Ressources gelangt sei. Der eidgenössisch diplomierten Kauffrau gelang der Quereinstieg in die Personalvermittlung. Als sich abzeichnete, dass sie weiterhin im kaufmännischen Bereich bleiben wollte, wurde sie Personalfachfrau und bildete sich gezielt in der Führung und im Case Management weiter. Dass sie dereinst 32 Mitarbeitenden vorstehen und als Chefin «einen ganzen Laden schmeissen» würde, damit hat die zurückhaltend wirkende RAV-Leiterin natürlich nicht gerechnet. Und es spricht für sie, dass sie sich nach der intensiven Einarbeitungsphase im Zuger RAV darauf freut, wieder selber Kunden zu betreuen. «So bleibe ich mit den Herausforderungen des Kerngeschäfts vertraut und vergesse nicht, wie anspruchsvoll es ist, gemeinsam mit den RAV-Klienten eine gute Lösung zu finden.»

 

Für den RAV-Klienten? Manuela von Arx schmunzelt. Ja, dies sei der Ausdruck, das «Wording» für Stellensuchende, die beim RAV Zug gemeldet seien. Mit der Bezeichnung wolle man signalisieren, dass Stellenlose als Kunden professionell betreut und nicht einfach ihrem Schicksal überlassen würden. Und was macht die RAV-Chefin, die sich im 100%-Pensum ihrem Job verschrieben hat, wenn sie nicht am Schreibtisch sitzt, an Sitzungen teilnimmt, Mitarbeitende instruiert, Konzepte entwirft? «Ich entspanne mich mit und bei meiner Familie, bin in der Natur unterwegs oder befasse mich mit alternativer Heilmedizin.»


A propos Gesundheit: Dass eine Kündigung nicht spurlos am Selbstbewusstsein eines Angestellten vorbeigeht und die langanhaltende Suche nach einer Arbeit auf Dauer aufs Gemüt schlägt, dessen sind sich auch die Mitarbeitenden beim RAV bewusst. Darum können Leute, die mit ihrer Situation nicht klarkommen und/oder noch mit anderen, schwerwiegenderen, gegebenenfalls familiären Problemen zu kämpfen haben, die interne psychologische Beratung in Anspruch nehmen. «Für die Klienten ist dieses Angebot Gold wert», betont Manuela von Arx. «Denn es hilft, dass die Leute wieder Boden unter den Füssen gewinnen und psychisch so stabil sind, dass sie jene Energie haben, die für eine erfolgreiche Stellensuche nötig ist.»