WANDERN ENTLANG DER GRüNEN GRENZE
Ein Bein in der Schweiz, das andere in Frankreich - im Ober-Elsass kann man entlang der grünen Grenze wandern.
Gerne verlässt man es nicht, das Hotel de la Gare in Courgenay, rund fünf Kilometer von Porrentruy entfernt. Das sympathische und sanft renovierte Haus mit Restaurant und sieben hübschen, preiswerten Zimmern ist ein Geheimtipp, der an einen Mythos erinnert: An Gilberte Montavon (genannt Gilberte de Courgenay), 1896 geborene Wirtshaustochter, die in besagtem Lokal während des Ersten Weltkriegs Tausende von Soldaten aufheiterte, besang und bediente. Die jurassische, 2000 Einwohner zählende Ortschaft wurde zum Truppenstützpunkt, das kleine Hotel zur beliebtesten Beiz, «la petite Gilberte» zum Soldatenliebling. Wie heisst es doch im berühmten Lied über die lebensfreudige 18-Jährige? «Elle connait trois cent milles soldats et tout les officiers ...» Von diesem historisch relevanten Dörfchen aus also starten wir unseren Tagesausflug, fahren mit dem Auto zuerst ins benachbarte Miécourt, wo wir nach zehnminütigem Marsch bereits mitten im grünen Mischwald stehen und auf einem breiten Pfad bergauf laufen. Draussen dümpelt ein frischer, etwas grauer Frühsommertag. Weisse Wolken, die reglos im windstillen Raum schweben, verheissen nichts Gutes. Aber was solls? Wir marschieren unbeeindruckt weiter und befinden uns schon bald auf dem phantastischen Höhenweg des Glaserbergs zwischen Levoncourt und Charmoille. Eine knappe Stunde sind wir unterwegs in unbesiedelter Gegend; da sticht von Weitem die Grenztafel ins Auge. Da wir unsere Identitätskarten dabeihaben und im Rucksack nur Wasser, Brot und Schokolade mitführen, passieren wir die grüne Grenze. Der Weg führt uns zum Weiler Lucelle, der zur Gemeinde Pleigne gehört. Die Ortstafel, schwarze Schrift auf weissem Grund, lässt klar auf französisches Hoheitsgebiet schliessen. Doch ehe wir uns versehen, ist der überschaubare Ort schon wieder zu Ende. Wir laufen ein Stück Dorf auswärts und blicken zurück: Diesmal ist die Tafel weiss auf blauem Grund beschriftet und weist auf Schweizer Boden hin. Nach einem kurzen Halt am Dorfweiher geht es weiter Richtung Pleujouse, und da unser Magen knurrt, halten wir Ausschau nach einem kleinen Restaurant. Fehlalarm. Dafür landen wir unverhofft in einem Landhockey-Turnier, wo die ganze Dorfjugend versammelt ist und energisch hinter dem Puck herjagt. Am Wurststand gönnen wir uns eine Saucisse d'Ajoie und brechen dann auf Richtung Miécourt, wo wir müde ins parkierte, auf 30 Grad aufgeheizte Auto sinken.
Route: Miécourt — Glaserberg — Lucelle — Pleujouse- Miécourt (vier Stunden)
Übernachtung: Hötel de la Gare, Courgenay (JU)