PUBLIKATION

GGZ Jahresbericht

ZUSAMMENARBEIT

Daniela Kienzler (Fotografie)

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

1.4.2017

CHANCE AUF EINSTIEG

 

Als Personalberaterin bei der GGZ-Jobbörse fokussiert sich Rebecca Häfliger auf die Stärken und Potenziale von Stellensuchenden und vermittelt sie in unterschiedlichste Jobs mit vorwiegend manuellen Tätigkeiten.

 

Worin liegt für Sie als Angestellte der Sozialfirma GGZ@Work der Unterschied zur Arbeit als Personalberaterin in der Privatwirtschaft?
Wir sind Ansprechpartner für Sozialhilfebezüger, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Schwierigkeiten bei der Stellensuche. Es kommen aber auch Studenten im Zwischenjahr oder junge Erwachsene vor Militärantritt, die einen gewissen Zeitraum mit Jobben überbrücken möchten. Wir vermitteln hauptsächlich temporäre Kurzeinsätze, beispielsweise beim Etikettieren oder in der Montage. Auftraggeber sind nebst Firmen aus der Privatwirtschaft auch Privatpersonen, die helfende Hände suchen; sei es für einen Wohnungsumzug, für Reinigungs- oder Gartenarbeiten.

 

Was erschwert den Stellensuchenden die Arbeitssuche?
Gesundheitliche Probleme können die Arbeitsleistung beeinträchtigen. Einige bekunden Mühe mit dem Leistungsdruck der Privatwirtschaft, andere wurden durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen und schaffen es nach längerer Arbeitslosigkeit nicht, wieder eine Festanstellung zu finden. Kein Lehrabschluss, fehlende Sprachkenntnisse oder nicht anerkannte, im Ausland erworbene Abschlüsse, sind weitere Hürden.

 

Wie nahe gehen Ihnen diese Schicksale?
Die Stellensuchenden schütten mir nicht ihr Herz aus, deshalb sind mir deren Biographien nicht im Detail bekannt. Sie sind auch nicht verpflichtet, mir ihre Krankheits- oder Lebensgeschichte offenzulegen. Ich bohre da nicht nach, sondern versuche, pragmatisch zu bleiben und mich auf meine Kernaufgabe zu konzentrieren: Das Erkennen der Stärken und Potenziale zur Vermittlung von passenden Arbeitseinsätzen. Im Winter ist die Nachfrage nach Hilfspersonal im Baunebengewerbe oder im Garten saisonbedingt kleiner, deshalb ist es in dieser Jahreszeit etwas schwieriger, Arbeit zu finden. Im Frühling und Sommer hingegen ist das Angebot an temporären Aushilfsstellen grösser.

 

Beim RAV sind die Stellensuchenden nicht gemeldet?
Doch, in einigen Fällen schon. Wer Arbeitslosengeld bezieht und durch unsere Vermittlung eine Hilfsarbeit erledigt, profitiert finanziell. Während das Taggeld je nach Tarif mit 70% oder 80% des versicherten Verdiensts berechnet wird, wird der Zwischenverdienst vollumfänglich ausbezahlt. Somit lohnen sich solche Einsätze für Arbeitslose, sie erhalten am Monatsende eine höhere Auszahlung als ohne Zwischenverdienst. Zudem können sie das persönliche Netzwerk mit Arbeitgebern erweitern, was manchmal ein Türöffner sein kann. Vor allem aber tut es vielen gut, eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden.

 

Wie hoch ist der Stundenlohn?
Der Bruttomindestlohn beträgt 25 Franken inklusive Ferien, Feiertage und 13. Monatslohn. Höhere Stundenlöhne stehen in Abhängigkeit zur Qualifikation des Stellensuchenden, der GAV-Bestimmungen oder der Zahlungsbereitschaft des Auftraggebers. Die Jobbörse tritt gegenüber den Arbeitnehmenden als Arbeitgeberin auf, wodurch die auftraggebenden Firmen und Privatpersonen von administrativen Aufwendungen und Risiken, wie Lohnfortzahlungskosten bei Krankheit oder Unfall entlastet werden.

 

Erhalten Sie Rückmeldung über die Arbeitsleistung des vermittelten Personals?
Ja, das kommt oft vor. Die Zufriedenheit der Auftraggeber ist sehr hoch, dies zeigt sich an den positiven Rückmeldungen und der hohen Anzahl an Folgeaufträgen. Mit vielen Auftraggebern haben wir bereits eine langjährige Zusammenarbeit. Wir wissen deshalb, worauf sie Wert legen. Wir haben kein Interesse daran, Hilfskräfte zu vermitteln, die sich im Einsatz nicht bewähren. Besonders erfreulich ist es für uns, wenn aus einem temporären Arbeitseinsatz sogar eine Festanstellung resultiert.

 

Was ist am (Vor-)Urteil dran, dass manche Leute gar nicht arbeiten wollen?
Stellensuchende, die sich bei uns melden, wollen arbeiten. Ansonsten würden sie sich gar nicht aus eigenem Antrieb bei uns anmelden. Die Frage ist eher, welche Vorstellungen sie mitbringen. Da gibt es grosse Unterschiede: Hochmotivierte, die froh sind um jeden Arbeitseinsatz. Oder Arbeitsuchende, die Einsatzangebote nach Kriterien wie Kurzfristigkeit oder Arbeitsort sorgfältig abwägen und je nachdem annehmen oder ablehnen.

 

Wie sind Sie zur Jobbörse gekommen?
Ich habe nach der Oberstufe eine Ausbildung zur Gastronomiefachassistentin absolviert und zehn Jahre im Gastgewerbe gearbeitet, zuletzt als Betriebsleiterin. Irgendwann hatte ich Lust auf eine Veränderung. Schritt für Schritt bildete ich mich berufsbegleitend weiter, erst erlangte ich das Bürofachdiplom und schloss danach die Ausbildung zur Personalassistentin ab. Als ich vor zwei Jahren das Inserat der  Jobbörse entdeckte, dachte ich: Das ist mein Job und war überglücklich, als es klappte!

 

Rebecca Häfliger, 34, wohnt in Emmen. In ihrer Freizeit macht sie gerne Motorradtouren, kümmert sich um den Gemüse- und Kräutergarten oder verbringt die Zeit mit Familie und Freunden.