PUBLIKATION

GGZ Jahresbericht

ZUSAMMENARBEIT

Daniela Kienzler (Fotografie)

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

1.4.2018

AUCH MAL LAUT SEIN

 

Cristiano Leite besucht die sechste Klasse der Primarschule Horbach auf dem Zugerberg. Am liebsten spielt er Fussball, doch neuerdings geht er auch gerne zur Schule und in die wöchentliche Therapie.

 

Deine Schule ist sehr schön gelegen, aber auch ein wenig «ab vom Schuss». Stört Dich das nicht?
Nein, ich komme sehr gerne hier auf den Zugerberg, denn hier können wir viele lässige Dinge machen. Ich bin aber erst seit der 5. Klasse hier.

 

Verbringst Du die ganze Woche hier oder gehst Du abends jeweils nach Hause?
Am Abend gehe ich immer nach Hause nach Ibach. Dort wohne ich mit meiner Mutter, meinem Stiefvater und meinen zwei kleinen Schwestern, die drei Jahre jünger sind als ich. Der Schulweg ist etwas lang, aber auch das stört mich nicht. Am Morgen werde ich in Ibach mit dem Taxi abgeholt und bis zur Talstation des Zugerberg-Bähnli in der Schönegg gefahren. Dort warten meine Schulkollegen, und gemeinsam nehmen wir das Bähnli auf den Zugerberg. Dort wartet dann Herr Köpfli, der Hauswart vom Horbach, mit dem kleinen Bus auf uns und bringt uns die letzten Kilometer zur Schule. Am Abend funktioniert es wieder genau gleich.

 

Warum gehst Du nicht in Ibach in die Primarschule?
Ich habe in Ibach nur den Kindergarten besucht. In die Primarschule ging ich immer anderswo. Bis zur 5. Klasse besuchte ich eine Privatschule in Unterägeri. Dort war ich aber intern, und es hat mir nicht so gut gefallen. Nun bin ich seit über einem Jahr hier, und ich fühle mich sehr wohl. Eigentlich gehe ich auch recht gerne zur Schule. Früher war das nicht so, und mit den Hausaufgaben hat es überhaupt nicht geklappt. Seit ich hier bin, habe ich einen Plan, den ich immer einhalte: Nach der Schule erledige ich mein Ämtli, dann nehme ich den Zvieri, danach mache ich die Husi und nachher kann ich machen, was ich will. Meistens gehe ich nach draussen und spiele Fussball.

 

Wie gross ist die Klasse?
Sehr klein, wir sind nur zu sechst.

 

Buben und Mädchen?
Nur Buben.

 

Und wie findest Du das?
Gut.

 

Wie verbringst Du Freizeit, Wochenenden und Ferien?
In der Freizeit spiele ich am liebsten Fussball. Am Wochenende mache ich etwas mit meiner Familie oder ich gehe rennen. Ich bin schon einmal mit einem Kollegen von Ibach nach Brunnen gerannt. Wir brauchten für die Strecke etwa 20 Minuten. Zurück hatten wir etwa 30 Minuten. In den Ferien bin ich entweder zu Hause oder bei meinen Grosseltern in Portugal.

 

Dann sprichst Du portugiesisch?
Ja, aber nicht so gut. Englisch kann ich auch, weil wir das in der Schule lernen. Französisch gibt es in der Schule auch, aber das konnte ich weglassen. Ich möchte lieber im Englisch besser werden.

 

Weisst Du schon, wie es nach der 6. Klasse weitergeht?
Dann muss ich wohl in die Horbach-Oberstufe unten in der Stadt. Obwohl ich ja lieber hier auf dem Berg bleiben würde. Denn hier kann man super gut Fussball spielen, sogar wenn es Schnee hat, machen wir das. Hier oben hat es so viel Platz, und man kann auch mal laut sein. Go-Cart fahren, Velo fahren, Basketball, Unihockey und Billiard spielen, das alles ist möglich. Ob ich das unten in der Stadt auch noch kann, weiss ich nicht.

 

Hast Du Berufswünsche?
Ich möchte Automechaniker und Fussballspieler werden.

 

Beides?
Ich möchte Automechaniker als Beruf lernen, aber weiterhin Fussball spielen. Denn Profifussballer zu werden, ist schon sehr schwierig.

 

Deine Lieblingsfächer?
Natürlich Sport, aber auch Zeichnen und Deutsch ist okay. Mathematik mag ich gar nicht.

 

Und wie kommst Du mit den Kollegen klar?
Ganz gut, aber manchmal gibt es Diskussionen.

 

Worüber?
Ob der Ball ins Goal ging oder nicht. Richtig Streit haben wir eigentlich nur selten. Und Schlägereien haben wir keine. Wir teilen uns höchstens mal ein paar Wörter aus. Seit ich in der Therapie bin, habe ich das auch besser im Griff.

 

Was für eine Therapie?
Mit einem Psychologen. Ich gehe einmal pro Woche, am Mittwoch, zu ihm nach Baar. Mit dem Bus fahre ich bis zur Stadtgrenze, die Praxis ist in der Nähe vom «Lidl». Beim Therapeuten lerne ich, wie ich mit Wut umgehen kann. Am Anfang fand ich es blöd, aber jetzt gehe ich gerne. Weil ich merke: es hilft mir, sogar sehr viel. Entweder kann ich zuerst mit dem Therapeuten im grossen Raum ein wenig Fussball spielen, und dann arbeiten wir zusammen in seinem Büro, oder wir machen es umgekehrt. Der Therapeut ist sehr nett und spielt gar nicht schlecht Fussball. Nach der Therapie darf ich dann direkt nach Hause, weil wir am Mittwochnachmittag schulfrei haben.


Wie ist es mit Wintersport ? Du wohnst ja in der Nähe vom Skigebiet Stoos...
Mit der Familie gehen wir nicht auf den Stoos, aber mit der Schule hatten wir dort im Februar das Schulsportlager. Ich fuhr eine Woche lang Ski. Das Wetter war zwar schlecht, aber mir machte es trotzdem Spass. Das Spezielle am Lager war: Ich blieb wieder einmal eine ganze Woche von Zuhause weg. Die ersten zwei Tage hatte ich ein wenig Heimweh, nachher ging’s.