PUBLIKATION

Hochbauamt Kanton Zug

ZUSAMMENARBEIT

Zuger Denkmalpflege (Archivfotografie)

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

1.6.2011

DAGOBERT KEISERS DENKMAL

 

Das 1897 erbaute Zeughaus wird auch in Zukunft durch seinen burgähnlichen Charakter bestechen, den es dem damaligen Erbauer Dagobert Keiser zu verdanken hat.

 

«Nobel und trutzig» - wenn es zwei Adjektive gibt, die nach Ansicht von Georg Frey das kantonale Zeughaus am besten umschreiben, sind es diese. Der kantonale Denkmalpfleger mustert beim Augenschein die mit Baugerüsten umstellte Fassade des markanten Natursteinbaus an der Kirchstrasse 6 und wirkt sichtlich zufrieden, dass dem Objekt auf dem Grundstück Nummer 1228 durch den geplanten Umbau so viel Aufmerksamkeit zuteil wurde und durch die Neunutzung auch künftig wird.

 

Das Zeughaus, so Frey, sehe eine bisschen aus wie eine Burg, und strahle primär Relevanz und Stärke aus, was für einen Bau, der zwecks Lagerung von Kriegsmaterial erstellt wurde, nur logisch sei. «Dieses Haus war einst ein Tresor», bemerkt Frey und greift in den massiven Eisenrahmen hinter dem Eingangsportal, der bis zu Beginn der Bauarbeiten eine dicke Metalltür fasste. Sicherheit ist im Zusammenhang des Zeughauses ein wichtiges Thema, doch kam dem solitär stehenden Baudenkmal nebst der militärischen, stets auch eine symbolisch-repräsentative Bedeutung zu. Als bemerkenswert gilt zudem der Standort des Zeughauses, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum mittelalterlichen Pulverturm in der Altstadt und somit in der Ortsbildschutzzone befindet und nicht – wie in anderen Schweizer Städten – am Rande des Zentrums.  

 

Als Baudenkmal von regionaler Bedeutung steht das Zuger Zeughaus seit 1997 unter Denkmalschutz. Doch dieses Zeughaus, betont Experte Frey, hebe sich durch seine hohe architektonische Qualität darüber hinaus von anderen kantonalen Zeughäusern ab. Warum?  Zum einen ist da die Form des Baukörpers, der nicht bloss als viereckige Kiste daherkommt, sondern als plastisch gegliedertes Volumen gestaltet ist. Mit seinen Risaliten, d.h den Ausbuchtungen, dem Bossenmauerwerk, den in Rundbogen geschlossenen Toren und Fenstern und den Natursteinfassungen nimmt das dreigeschossige Gebäude das Thema der Wehrhaftigkeit gekonnt auf. Ganz der Ästhetik verpflichtet sind die fünf verzierten Giebel des Mansardendachs und die quadrierten Ecken. Die wechselweise Verwendung von Backstein bei den Obergeschossen und Sandstein im Sockelgeschoss zeugt von einer differenzierten Gestaltung, die die Handschrift des damaligen «Stararchitekten» Dagobert Keiser senior (1847-1906) trägt.

 

Keiser liess sich am Polytechnikum Zürich, der nachmaligen ETH, zum Bautechniker ausbilden, eröffnete 1875 in Zug sein eigenes Architekturbüro und kam schnell zu wichtigen und grossen, privaten und öffentlichen Aufträgen. Nebst seiner Architektentätigkeit führte er die Sägerei am Lotenbach, an der Grenze zwischen Zug und Walchwil. Dagobert Keisers letzte Arbeiten waren der Um- und Neubau des Schlosses St. Andreas in Cham (ab 1904) sowie der Umbau der «Villette» in Cham (ab 1901); zwei Bauten, die allerdings erst nach seinem Tod vom Sohn fertig gestellt wurden.

 

Wenn auch das Mauerwerk des alten Zeughauses durchwegs im Originalzustand erhalten ist, so hat dieses Haus im Laufe seiner über 110-jährigen Existenz doch mehrere Veränderungen im Innern erfahren. Im ersten Weltkrieg wurde ostseitig ein zweigeschossiger Anbau realisiert, der allerdings später wieder abgebrochen wurde. In den 60-er bzw. 70-er Jahren wurde ein viergeschossiger Warenlift eingebaut, das Obergeschoss in Büroräumlichkeiten umfunktioniert sowie im Sockelgeschoss ein wohl zweckdienlicher, aber nicht eben auf die Gebäudehülle abgestimmter Zwischenboden aus Beton eingebaut, um mehr Lagerfläche zu erhalten. Mit diesem Eingriff wurde die Ära der fast zweigeschossigen Halle beendet, deren Raumhöhe ursprünglich identisch mit jener der fünf Westore war.

 

Dass der Umbau nun die ideale Chance barg, diese innenarchitektonische Sünde zu beheben und den Zwischenboden abzubrechen, war ein Wunsch, der seitens der Denkmalpflege ins Spiel gebracht, und von den Architekten nur zu gerne aufgenommen wurde. So kam es, dass nun die typische Tragstruktur der acht Gusseisenstützen mit Längsunterstützen im zentralen Mittelraum im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss wieder sichtbar ist, und die Halle etwas zurückgewinnt, was sie verloren hat: Eine Höhe von fast fünf Metern. Ein Aspekt, der die künftig dort arbeitenden Studentinnen und Studenten hoffentlich zu intellektuellen Höhenflügen animiert.